
Der Magistrat hat am Dienstag, 25. November, knapp sechs Millionen Euro für die Sanierung mehrerer unterirdischer Bachkanäle bewilligt. Anlass sind umfangreiche Schäden an Bauwerksteilen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, die bei Untersuchungen mit selbstfahrenden Robotern festgestellt wurden. Die Arbeiten sollen gestaffelt beginnen und bis 2029 andauern.
Befunde und Sicherheitslage
Die Inspektionen mit Robotern dokumentierten Rissbildungen, beschädigte Anschlüsse, Ausbrüche, Fehlstellen und freiliegende Bewehrung. Vertiefende Untersuchungen des Untergrundes, der Bausubstanz und der Statik ergaben nach Angaben der Stadt keine akute Einsturzgefahr, schließen Hohlräume und Hinterspülungen aber nicht vollständig aus. Deshalb müssen Teilbereiche sofort repariert werden, während andere Abschnitte mittelfristig saniert werden können.
Bürgermeisterin Christiane Hinninger betonte, der Beginn der Arbeiten dulde keinen Aufschub, um die Sicherheit dauerhaft zu gewährleisten, weitere Schäden an der Bausubstanz zu verhindern und die Ableitung von Bach- und Regenwasser insbesondere bei Starkregen sicherzustellen.
Geplante Maßnahmen und Kosten
Die ersten Maßnahmen betreffen einen rund 200 Meter langen Abschnitt des Rambachkanals vom Kurpark bis zur Wilhelmstraße auf der Rückseite des Staatstheaters. Für diesen Abschnitt werden Kosten von rund 950 000 Euro veranschlagt. Ein weiterer Bereich ist der etwa 1 600 Meter lange Salzbachkanal zwischen Wilhelmstraße, Friedrich-Ebert-Allee und Bahnhofsplatz. Für diese Strecke sind nach Schätzung etwa 1,6 Millionen Euro vorgesehen. Beide Abschnitte sollen gemeinsam im Jahr 2026 saniert werden.
Unter dem Warmen Damm, parallel zur Wilhelmstraße auf Höhe der Häusernummern 30 bis 38, liegt ein weiterer sanierungsbedürftiger Kanalabschnitt von etwa 100 Metern Länge. Es handelt sich um eine Doppelröhre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wegen komplexer Randbedingungen ist die Planung noch nicht abgeschlossen. Erste Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro.
Insgesamt sind die Arbeiten so geplant, dass sie bis 2029 abgeschlossen werden. Wegen der Schäden wurde im Bereich Am Warmen Damm der Weg zwischen Wilhelmstraße und Parkfläche vorsorglich nur noch für Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Eine Ab sperrung des betroffenen Abschnitts ist eingerichtet.
Historischer Kontext
Die betroffenen Kanäle stammen aus einer Zeit, in der Abwässer in offenen Bächen geführt wurden. Mit dem raschen Wachstum der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu Geruchsbelastungen, Verschmutzung und wiederkehrenden Choleraausbrüchen. Der Salzbach wurde damals in der Presse als cloaca maxima bezeichnet. Aufgrund der Seuchengefahr ordnete die Obrigkeit in Berlin 1902 die Kanalisierung des Salzbaches an.
Wiesbaden wird heute von rund 240 Kilometern Bächen durchflossen, davon etwa 13 Kilometer in unterirdischen Betonrohren oder Gewölben. Viele dieser Anlagen sind über hundert Jahre alt. Stadt und beteiligte Fachleute zeigen sich teilweise überrascht, dass die historischen Kanäle trotz großer Wasserfluten und zweier Weltkriege so lange Stand gehalten haben.
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